Zitat Salzburger Nachrichten vom 21.08.2023:
"Das alpine Klima vor allem in West- und Teilen Südösterreichs ist dafür verantwortlich, dass an manchen Orten die Hitzewelle deutlich besser zu überstehen ist. [...]
Es ist heiß. Das Thermometer zeigt deutlich mehr als 30 Grad an. Und daran wird sich auch in den nächsten Tagen nichts ändern. Allerdings macht sich die Hitze nicht in allen Gemeinden in Österreich gleich bemerkbar. Es gibt auch Kommunen, in denen es von Natur aus deutlich kühler ist als in anderen. St. Leonhard im Pitztal (Tirol) ist die Gemeinde in Österreich, in der es im Durchschnitt (1991 bis 2020) mit 12,5 Grad sehr frisch ist. Wer vor der Hitze fliehen will, ist auch in Warth (Vorarlberg) mit 12,9 Grad oder St. Jakob in Defereggen (Osttirol) mit 13,4 Grad gut aufgehoben. Kals am Großglockner (Osttirol), Mallnitz (Kärnten) und Seefeld (Tirol) zählen auch zu den Gemeinden in Österreich, in denen es grundsätzlich eher kühl ist. [...]
Dass all diese Gemeinden niedrige Durchschnittstemperaturen aufweisen, hat zwei Gründe. Zum einem liegen sie in dem Bereich Österreichs, der von alpinem Klima geprägt ist. Typisch dafür sind kurze, relativ kühle Sommer und lange, schneereiche Winter. Außerdem gibt es reichlich Niederschlag und Kaltluftseen im Winter sowie herbstliche Hochdrucklagen, die als Altweibersommer bezeichnet werden. Zum anderen liegen diese Kommunen relativ hoch. Und pro hundert Höhenmeter nimmt die Temperatur etwa um 0,65 Grad ab.
Aber auch wenn man der derzeitigen Hitze also durchaus entgehen kann, an der generellen Erwärmung der Erde ändert das nichts. Dies zeigt sich auch an den Gletschern, die mittlerweile »von allen Seiten« schmelzen, wie die Glaziologin Andrea Fischer vom Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Innsbruck bei einer Begehung des Jamtalferners erklärt. Eisreste wird es in den Ostalpen gegen 2050 voraussichtlich nur noch in Schattenlagen in sehr hoch gelegenen Gebieten geben. Damit ist das prognostizierte Ende der Gletscher um rund 50 Jahre nach vorne gerückt. [...] Das macht die Arbeit der Gletscherforscher auch zu einem Kampf gegen die Zeit - bei steigenden Anforderungen, denn allein die Zeit für die notwendigen Messungen habe sich vervielfacht. [...]
»Wir wollen die Menschen in den Talräumen rechtzeitig warnen können«, betonte Fischer. Dazu brauche es aber Ressourcen abseits der üblichen Forschungsförderschienen, die aufgrund langwieriger Begutachtungsabläufe nur bedingt für die Arbeit an so schnell fortschreitenden Prozessen ausgerichtet sind. Es gehe darum, grundlegend neues Wissen zu erarbeiten, um es den Behörden zur Verfügung zu stellen. Angesichts der österreichweit etwa rund 20 Personen, die sich hauptamtlich mit Glaziologie und daran angrenzenden Themen beschäftigen, sei das eine große Herausforderung. Denn eine der wichtigsten Aufgaben ist auch noch: der Öffentlichkeit ohne Alarmismus bewusst zu machen, wie rasch sich die Gebiete hoch oben verändern.
»Diese Prozesse werden uns in den Tälern betreffen«, betont Fischer, die im Klimawandel durchaus auch Chancen sieht, »wenn wir es richtig angehen«. Angesichts des »großen Gletscherzerfalls« dürfe man nicht die Nerven verlieren und solide an Herangehensweisen für die nächsten Jahrzehnte arbeiten. Angst sollte nicht zum treibenden Faktor in Bevölkerung, Politik und Wissenschaft werden, erklärt die Glaziologin: »Wir haben jetzt die Chance, die Dinge zu erkennen«, sagt sie. [...]"
https://www.sn.at/panorama/oesterreich/hoch-gelegen-in-den-b...Quelle: sn.at