Zitat Der Standard/ Deutschland vom 10.12.2023:
"Besonders für Frauen scheint Kommunalpolitik nicht attraktiv zu sein. Nur 10,4 Prozent der österreichischen Bürgermeister sind weiblich. [...]
Reka Fekete (ÖVP) bewegt sich anmutig, gibt sich zurückhaltend und hat dabei eine herzliche Präsenz, wie man sie sich bei der Ministerpräsidentin eines skandinavischen Landes vorstellt, nicht bei der Bürgermeisterin von Au am Leithaberge, einer 1000-Seelen-Gemeinde in Niederösterreich. Sie steht im Aufenthaltsraum der Kinderkrippe, die sie innerhalb von drei Monaten aus dem Boden gestampft hat. [...]
Das ist so eine Sache mit dem Beruf und der Vereinbarkeit, auch für die 35-jährige Bürgermeisterin: Jede freie Stunde bist du im Termin, im Gemeindeamt. Kein Wunder, dass tendenziell weniger Frauen den Job machen wollen, der weibliche Anteil liegt in Österreich bei 10,4 Prozent. [...]
Fekete habe das große Glück gehabt, einen emanzipierten Mann zu haben, der von Anfang an ins familiäre Organisationssystem eingebunden war. [...]
Veronika Grill (SPÖ) nimmt eine Zigarette aus der Schachtel und stapft los, die Fichtennadeln um den Ödensee neigen ins Gelbe. Ende 2019 ist sie aus Wien zurück nach Bad Mitterndorf gekommen. [...] Keine zwei Monate später habe sich herauskristallisiert, dass sie statt ihm die Bürgermeisterin von Bad Mitterndorf werden soll. [...] Eigentlich hätte ihre Mama, die im Gemeinderat saß, es machen sollen. Die Mama aber, die hätt’s nur gemacht aus Pflichtbewusstsein. Da habe sich Grill gesagt: »Ich versteh nicht, dass ihr keinen findets, ich find den Job großartig.« Das Problem: Sie stand auf keiner Wahlliste, war nicht im Gemeinderat. Angetreten ist die jüngste (Jahrgang 1992) und erste Bürgermeisterin im Ausseerland ihr Amt als Volksbürgermeisterin – also ohne Mandat, ohne Stimmrecht, wohl aber leitet sie die Gemeinderatssitzung. Relevante Unterlagen stelle sie allen Parteien freiwillig zur Verfügung: »Ich habe nix zu verheimlichen.« [...]
Die 1987 geborene Angelika Langmaier verbringt den gesamten August damit, an den Türen von St. Martin zu läuten, nur mehr zwei Monate zur Wahl. 900 Hausbesuche, die meiste Zeit sei’s »oaschhaß« gewesen, ständig die große Herausforderung: Zeit im Blick, Team im Blick, Tempo okay? Das musst du erst einmal schaffen. [...] Am Ende habe sie 18,9 Prozent geholt; von so einem Ergebnis habe sie überhaupt noch nie in Verbindung mit den Grünen gehört, das seien immerhin vier Autobusse voll. In die Stichwahl seien jedoch nur die Mitbewerber gekommen, zwei Männer von der ÖVP und FPÖ. Hätte sie den Job bekommen, hätte sie einen konfliktfreudigeren Ansatz für den Ort gehabt. »Ich glaube schon, dass ich den Leuten auch mal Nein sagen kann. Das ist Führung. Das ist Leadership.« Unter Beweis wird sie es nicht mehr stellen können. Der neue Bürgermeister heißt jetzt Benjamin Salhofer von der ÖVP. [...]"
https://www.derstandard.de/story/3000000198709/wer-wird-scho...Quelle: derstandard.de