Zitat NÖN/ Purkersdorf vom 19.08.2023:
"Am 15. Dezember 1858 wurde die Kaiserin Elisabeth-Bahn eröffnet. Damit begann auch die Erschließung des oberen Wientals und seiner Seitentäler. Anlässlich des Umbaus des Bahnhofs Tullnerbach-Pressbaum blickt die NÖN auf die Geschichte der Westbahn-Strecke zurück.
Seit knapp 165 Jahren gibt es mittlerweile die Westbahn-Strecke, die ursprünglich unter dem Namen Kaiserin Elisabeth-Bahn gebaut wurde. »Damals gab es Zugverbindungen in alle Himmelsrichtungen, nur nicht nach Westen. Damit Kaiserin Elisabeth nun auch mit dem Zug in ihr Heimatland Bayern reisen kann, wurde die Kaisern Elisabeth-Bahn gebaut«, erzählt Historiker Dieter Halama [...]
Der Bau der Bahn wurde schließlich auch in einem eigenen Staatsvertrag beschlossen, wie der Historiker schildert. »Die Bahn war eine Verbindung von Wien nach München. Das hat Österreich 1856 in einem Staatsvertrag mit Bayern festgelegt, dass eine Bahnstrecke von Österreich nach Bayern gebaut wird. Das war die Grundidee dieses ganzen Themas, die Westbahn zu errichten. Nachdem die Bahnverbindungen in den Süden und Norden bestanden haben und eine Verbindung nach Westen gefehlt hat, hat man sich dazu entschlossen, diese zu bauen. Eigentlich relativ spät, da die meisten Bahnverbindungen bereits in den 1840er Jahren gebaut wurden.«
Untypisch ist für damalige Verhältnisse auch die Streckenführung. Zuerst wäre angedacht gewesen, die Bahn entlang der Donau zu bauen, das wäre laut Halama einfacher gewesen, aus militärischen Gründen hat man sich allerdings dagegen entschieden. »Aber falls von Norden Feinde kommen - Preußen war damals schon als möglicher Feind im Gespräch - hat man die Bahn in den Wienerwald hinein verlegt. Wo die Bahn eben von der Donau aus auch mit den weitesten Geschützen nicht erreicht werden sollte. Dadurch kam es durch diese Trasse, die relativ aufwendig ist durch den Rekawinkler Berg hindurch, in die mehr oder weniger unbesiedelten Gebiete Tullnerbach, Pressbaum, Rekawinkel und Eichgraben.
Mit dem Bau der Bahn wurden zudem die an der Strecke gelegenen Orte belebt und für Ausflügler interessant. Tullnerbach und Pressbaum waren vor der Eröffnung der Westbahn lediglich kleine, abgelegene Waldbauern-Dörfer, in die sich höchstens ein paar Spaziergänger verirrten. Durch die Eröffnung der Westbahn im Jahr 1858 bis Linz sind erstmals die Sommerfrischler ins Wiental gekommen, haben seine Schönheit und damalige Ruhe erkannt und haben sich nach und nach hier niedergelassen. »Am Anfang war hier nur die Bahn, der Bahnhof und rundherum nur Wiesen und Weiden, vereinzelt Bauernhöfe. Diese Gegend hat den Wienern gefallen«, schildert Halama.
Nicht nur Personen nutzten die neugeschaffene Verbindung in den Westen, auch allerlei Güter wurden hier transportiert. Damals hieß der Bahnhof noch Pressbaum. »Tullnerbach und Pressbaum waren seit 1848 eine gemeinsame Gemeinde. 1873 hat sich Tullnerbach abgespalten. Das Kuriosum war dann, dass der Bahnhof Pressbaum im Gemeindegebiet von Tullnerbach lag. Das war für die Gemeinde Tullnerbach imagemäßig natürlich nicht gut, weil nicht nur die Bahn, sondern auch das Postamt hier waren. Das Postamt war im Bahnhof untergebracht und hieß auch so, nämlich Postamt Bahnhof Pressbaum«, erklärt Halama. Die Menschen sprachen auch, noch Jahre später, von Pressbaum, nicht Tullnerbach. [...]
Tullnerbach war mit dem Zustand, dass der Bahnhof Pressbaum in Tullnerbach liegt, mehr als unzufrieden. »Und als Tullnerbach von 1895 bis 1897 das Gemeindeamt gebaut hat, hat die Gemeinde dann auch einen Antrag an die damalige Staatseisenbahngesellschaft gestellt, den Bahnhof umzubenennen«, schildert Halama. Und so wurde der Bahnhof 1897 in Tullnerbach-Pressbaum umbenannt, so wie er heute noch heißt. [...]"
https://www.noen.at/purkersdorf/geschichte-wie-aus-dem-bahnh...Quelle: noen.at