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News > Last Exit Kreisverkehr. Eine steirische Gemeinde kämpft gegen ihre eigene Zersiedelung

Zitat Der Standard vom 30.07.2023:

"Schön ist anders. Bewegt man sich durch den südlichen Speckgürtel von Graz, streiten sich im Kopf die Botschaften »Augen zu und durch« und »Augen auf die Fahrbahn!«. Es gibt sehr viele Fahrbahnen im südlichen Speckgürtel von Graz, wo sich in der Murebene die Verkehrswege von und nach Wien, Slowenien und Kärnten verschlingen, ein ausgebreiteter Nudelauflauf aus Abbiegespuren, dazwischen Shoppingcenter, Baumärkte, Autohäuser, Parkplätze. Nach vielen Abbiegespuren, am Rand des Hügellands: ein Ort namens Hart bei Graz. [...]

Ein Ort, dem bis vor kurzem etwas fehlte, was man von Orten gewohnheitsmäßig erwartet: die Mitte. Noch vor 20 Jahren bestand Hart aus willkürlich verteilten Häusern zwischen Bahn, Pacher-Haupt­straße und Südautobahn, irgendwo ­dazwischen ein Supermarkt, am Ortsrand ein Logistikunternehmen mit 4.000 Mitarbeitern. Wie viele Speckgürtelkommunen in Österreich ist Hart eine reiche und schnell wachsende Gemeinde, in den letzten 30 Jahren hat sich die Einwohnerzahl fast verdoppelt.

Und inzwischen hat Hart dort, wo vor wenigen Jahren nur eine Wiese war, auch so etwas wie eine Ortsmitte. Ein Geschäftszentrum in schnittigem Rot, ein Hotel in Cremeweiß, ein überdimensionierter Wohnbau in Lila, ein besser dimensionierter Wohnbau in Blassgrün, in den auch das Gemeindeamt eingezogen ist. All dies mit viel Gestaltungslust umgesetzt, mal kantig-schnittig, mal gekurvt, ein Freiluftmuseum aller architektonischen Moden der letzten 25 Jahre. Zwischen all dem: ein Kreisverkehr, der jeden Tag von 10.000 Fahrzeugen umkurvt wird. Eine Umfrage unter den Bewohnerinnen und Bewohnern, was sie als Ortszentrum definieren, ergab zwei Antworten: erstens Kreisverkehr, zweitens Parkplatz. [...] Das, sagt Bürgermeister Jakob Frey im Besprechungsraum des blassgrünen Gemeindeamts, muss sich ändern. [...] Man holte sich Rat von Expertinnen und Experten in Form eines städtebaulichen Wett­bewerbs.

Beispielhaft ist neben der Tatsache, dass sich eine 5400-Einwohner-Gemeinde einen solchen Wettbewerb leistet, auch die Transparenz des Prozesses: Die Ergebnisse wurden öffentlich ausgestellt und sind alle auf der Gemeindewebsite einsehbar, ein Vorbild für jene Gemeinden, Magistratsabteilungen, Bundesländer oder Ministerien, die noch der Meinung sind, zu viel Information würde die Bevölkerung beunruhigen oder gar, Gott bewahre, für Diskussionen sorgen. Vor Diskussionen hat man in Hart bei Graz keine Angst. [...]"

https://www.derstandard.at/story/3000000180858/eine-steirisc...
Quelle: derstandard.at


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