Zitat ORF Niederösterreich vom 15.11.2023:
"Der Onlineriese Amazon wollte in St. Valentin (Bezirk Amstetten) ein Paketverteilzentrum bauen. Der Gemeinderat hat am Dienstag in einer außerordentlichen Sitzung aber mehrheitlich dagegen gestimmt. Das Projekt ist damit endgültig vom Tisch. [...]
Etwa fünf Hektar groß ist das Areal, das ein deutscher Immobilienentwickler kaufen wollte und auf dem das sechste Paketverteilzentrum von Amazon in Österreich entstehen sollte. Gedacht war es als Drehscheibe für den Großraum Linz. Die Fläche gehört zum Teil der Stadtgemeinde, die somit auch die Möglichkeit hatte, mitzubestimmen, ob verkauft werden soll oder nicht. [...] Das Projekt war von Anfang an umstritten. Im Gemeinderat wurde zunächst allerdings in einer knappen Abstimmung entschieden, die Verhandlungen mit dem Immobilienentwickler bzw. Amazon aufzunehmen. Mit ein Grund: Durch den Verkauf der Fläche hätte St. Valentin das eigene Gemeindebudget in finanziell schwierigen Zeiten durchaus aufbessern können. [...]
Man habe das Thema ein Jahr am Tisch gehabt, sagte Bürgermeisterin Kerstin Suchan-Mayr (SPÖ) [...] und in den letzten Monaten intensiv an einem Vertrag gearbeitet. Am Dienstagabend kam es schließlich zur Abstimmung im Gemeinderat. 24 Mandatare stimmten gegen das Projekt, einer dafür, fünf enthielten sich ihrer Stimme. Das Ergebnis des Votums ist bindend. [...] Der Onlinehändler hatte unter anderem angekündigt, mit dem Paketverteilzentrum 100 neue Arbeitsplätze in St. Valentin zu schaffen. Das Gesamtkonzept hat die Gemeindevertreter aber letztlich nicht überzeugt. [...]
Große Erleichterung herrschte nach dem Votum des Gemeinderates bei der Bürgerinitiative, die sich seit Bekanntwerden der Pläne gegen die Errichtung eines Paketverteilzentrums gewehrt hatte. Kritikpunkte waren unter anderem die steigende Lärmbelastung für die Anrainer sowie ein drohender Verkehrskollaps auf der Zufahrtsstraße. [...]
Der Online-Riese hatte bereits nach der Ankündigung der St. Valentiner SPÖ, gegen das Projekt zu stimmen, per schriftlicher Stellungnahme reagiert. Man werde das Votum des Gemeinderates akzeptieren und das Projekt in St. Valentin nicht weiter verfolgen, hieß es seitens einer Sprecherin. Die Pläne für ein neues, mittlerweile sechstes Verteilzentrum in Österreich gibt man aber nicht auf. Man werde neue Möglichkeiten suchen, um das Netzwerk in Österreich zu optimieren – sprich: Das in St. Valentin verhinderte Paketverteilzentrum soll woanders gebaut werden.
Das erste Amazon-Verteilzentrum ging 2018 in Großebersdorf (Bezirk Mistelbach) in Betrieb, mittlerweile gibt es zwei weitere Standorte in Wien, einen in Klagenfurt und einen in Premstätten (Steiermark), der derzeit gebaut wird. In Dornbirn und Graz waren ähnliche Projekte am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. [...]"
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