Zitat BVZ/ Eisenstadt vom 09.01.2024:
"Kaum eine Arbeit neben dem Weinbau ist so typisch pannonisch wie das Schilfschneiden - zumindest war es in der Vergangenheit so. [...]
»Wenn man es nicht gern macht, tut man sich das nicht an«, stellt Schilfschneider Andreas Fiedler klar. Mit seinem Kollegen Andreas Lang hat er 2015 den Betrieb gegründet, seit 2016 sind die beiden mit einer umgebauten Pistenraupe von der ungarischen Grenze bis Rust im Schilfgürtel unterwegs. Die Flächen pachten Fiedler und Lang von den Gemeinden Mörbisch und Rust - im Gegensatz zu den 75 Prozent des Sees, die der Esterházy Stiftung gehören, sind diese im Kommunaleigentum. Die Gemeinden profitieren durch die Pacht gleich doppelt: Einerseits wird der Schilfgürtel in ihrem Besitz gepflegt, andererseits freut man sich über Einnahmen. [...]
Die Rahmenbedingungen für die Schilfernte am Neusiedler See haben sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verschlechtert. Dabei war die Arbeit einst identitätsstiftend und wirtschaftlich relevant. Heute gibt es am Neusiedler See nur noch fünf Betriebe, die sich der fast vergessenen Profession widmen. [...]
Der ganze Prozess ist dabei überaus arbeitsintensiv. Zuerst müssen die Maschinen in Eigenregie gebastelt werden. [...] Schilferntemaschinen gibt es nicht von der Stange, da es sich um ein Nischenprodukt handelt. Das bringt natürlich reichlich Probleme mit sich: »Dauernd ist etwas hin und muss repariert werden.« Erlaubt ist die Schilfernte aus Naturschutzgründen nur von 15. September bis 15. März. [...]
Bei der Ernte selbst sind die Schilfschneider zu fünft unterwegs: Der Chef fährt, zwei Mitarbeiter nehmen die Schilfballen aus der Schneidemaschine, zwei stapeln sie auf der Ladefläche. So wird durch den trockenen Schilfgürtel und die ein oder andere Gatschlacke gefahren, bis die Ladefläche voll ist. [...] Das Schilf wird dann abgeladen, geputzt und zu Kegeln geschlichtet. Für den Export wird es dann in Ballen gepresst und per LKW von Mörbisch Richtung Norden exportiert.
In Österreich gibt es kaum Bedarf nach heimischem Schilf. Dabei wäre es - wenn es schon nicht mehr für Dächer verwendet werden darf- weiterhin ein optimales Dämmmaterial mit einer hervorragenden Umweltbilanz. [...]
Auch wenn es die Schilfschneider nicht gerade leicht haben und ihnen Wirtschaft und Förderlandschaft die Arbeit auch nicht einfacher machen: Die Bewirtschaftung des Schilfgürtels ist für die Natur von großem Wert. Das tote Schilf »säuft« enorm viel Wasser und bindet, im Gegensatz zu einem gesunden Schilfgürtel, kein CO2 und gibt keinen Sauerstoff ab. Auch für die Vogelwelt ist altes, brüchiges Schilf uninteressant. [...] Wie viele andere, die am oder vom See leben, plädieren Fiedler und Lang für kontrolliertes Abbrennen des Altschilfs. »Was Besseres kann dem See nicht passieren« - sofern es außerhalb der Brutzeit der heimischen Vögel gemacht wird. [...] Auch WWF, BirdLife oder Nationalparkdirektor Hannes Ehrenfelder sprechen sich für ein kontrolliertes Abbrennen aus - wenn auch mit Vorbehalten. [...]
Kontrolliert und mit Maß und Ziel scheint also dem Abbrennen nichts im Wege zu stehen - außer dem Luftreinhaltegesetz. Beim Abbrennen würden die Emissionen nämlich deutlich die Grenzwerte übersteigen, weshalb das Umweltministerium hier einen Strich durch die Rechnung macht. [...]"
https://www.bvz.at/eisenstadt/schilfernte-nicht-wegzudenken-...Quelle: bvz.at