Zitat Der Standard/ Deutschland vom 21.09.2023:
"Weit oberhalb der beschaulichen Gemeinde Vent im tiefsten Tiroler Ötztal bis hinauf auf den Gipfel der 3738 Meter hohen Weißkugel erstreckt sich eine gewaltige Eismasse: der Hintereisferner, einer der größten Gletscher Tirols. Er gehört zu den bestuntersuchten Eismassen der Welt, ist ein sogenannter Referenzgletscher. Im heurigen Sommer hat er sich in ein gigantisches Labor verwandelt. Internationale Wissenschafterinnen und Wissenschafter haben sich dort, in luftigen Höhen unweit der Grenze zu Italien, eingefunden, um mehrere Wochen lang Daten zu sammeln und neue Erkenntnisse zu gewinnen. [...]
Der Hintereisferner erstreckt sich über eine Länge von rund fünf Kilometern. An der mächtigsten Stelle ist er um die hundert Meter dick. Von der Wissenschaft wird er seit mehr als 100 Jahren beforscht, seit Jahrzehnten nahtlos beobachtet und akribisch vermessen. Laserscanner, Webcams und Wetterstationen sammeln täglich Daten. Seit 1952 gibt es kontinuierliche Aufzeichnungen über die Entwicklung seiner Massenbilanz, es ist eine der längsten durchgehenden Messreihen an einem Gletscher weltweit. [...]
Seit 2016 verwendet das Team der Innsbrucker Arbeitsgruppe Eis und Klima für die Vermessungen ein weltweit einzigartiges System: Sogenannte terrestrische Laserscanner tasten die eisige Oberfläche ab, und das täglich. So lassen sich präzise Aussagen zur Massenbilanz und zum fortschreitenden Gletscherschwund treffen. Und diese Zahlen lassen keinen Zweifel: Der Koloss zerrinnt, das Eis schmilz weitaus schneller, als es nachwächst. [...]
Seit rund 30 Jahren ist die Gletscherschmelze in den Alpen laut Expertinnen und Experten zu 100 Prozent menschengemacht. Der Hintereisferner hat seit 1850 zwei Drittel seines Volumens eingebüßt. Laut Berechnungen wird er bereits in den nächsten zehn bis 15 Jahren die Hälfte seines Eises verloren haben. Die Gletscher schwinden – und sie schwinden immer schneller. [...]" ...
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